Der eiserne Thron by Simon R. Green

Der eiserne Thron by Simon R. Green

Autor:Simon R. Green [Green, Simon R.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-02-10T13:54:13+00:00


WER SCHLÄFT DENN DA IN MEINEM KOPF?

Der Mann mit dem Decknamen Huth schlenderte ohne sichtliche Eile durch die stillen Korridore und Gänge tief im Herzen des Imperialen Palasts. Es waren breite Korridore mit hohen Decken, und die Wände waren mit geschmackvollen Gemälden und Porträts im Stil der augenblicklichen Mode geschmückt. Holos waren so plump. Menschen kamen und gingen, schweigend, unterwegs mit wichtigen Aufträgen, und passierten Huth, ohne ihn auch nur zu bemerken. Das schwache ESP, mit dessen Hilfe er sein Gesicht während der Versammlung vor den anderen versteckt hatte, sorgte hier oben dafür, daß niemand ihn überhaupt auch nur sah. Er war nicht wirklich unsichtbar; der Trick bestand darin, dem Bewußtsein des Gegenübers einfach einen kleinen Schubs zu geben, so daß es überall hinblickte, nur nicht zu ihm. Zum Glück waren ESP-Blocker selten und teuer, was zur Folge hatte, daß sie in der Regel nur in Räumen und nicht in den angrenzenden Korridoren verwendet wurden. Eigentlich eine ernstzunehmende Lücke im Sicherheitssystem des Palasts, aber Huth hatte bewußt darauf verzichtet, darauf hinzuweisen. Man weiß ja nie, wann man ein As im Ärmel gebrauchen kann, ganz besonders dann nicht, wenn man mit der Eisernen Hexe zu tun hat. Löwenstein XIV. hatte die Paranoia zu einer Kunstform erhoben, die sich auch unter ihren Untertanen ständig wachsender Beliebtheit erfreute.

Des weiteren führte Huth ein kleines technisches Gerät mit sich, das verhinderte, daß sein Gesicht auf einem der Sicherheitsmonitore erschien. Eine einfache Schaltung, die ein Programm auslöste, welches er in die Sicherheitslektronen eingeschleust hatte. Einmal gestartet, blendete es ihn einfach aus den Aufzeichnungen der Monitore aus. Der Apparat manipulierte jede Kamera, an der er vorüberkam, und wenn er vorbei war, ließ er sie den Zwischenfall wieder vergessen. Kein Kunststück für jemanden wie ihn. Schließlich hatte er unbeschränkten Zugang zu den Sicherheitssystemen.

Es dauerte ein wenig länger als üblich, bis er in seinen Privatunterkünften angelangt war, doch daran war er inzwischen gewöhnt. Weil die Leute ihn nicht sahen, hatten sie die lästige Angewohnheit, ihn einfach umzurennen, und er mußte recht schnell auf den Beinen sein, um Zusammenstöße zu vermeiden. Sein ESP war nicht stark genug, um seine Gegenwart vor jemandem zu verbergen, der soeben gegen ihn geprallt war. Schließlich war er doch in seinen Räumen angelangt, und als er die Tür hinter sich verriegelt hatte, konnte er endlich ein wenig entspannen. Er zog 4en Umhang von den Schultern, warf ihn in Richtung seines Kleiderständers und stieß einen langen, erleichterten Seufzer aus. Zu Hause und in Sicherheit. Jedenfalls so sicher, wie er sich nur je fühlen konnte. Er ließ sich in einen bequemen Sessel sinken und rekelte sich genüßlich. So ein Doppelleben zu führen war auf die Dauer eine sehr ermüdende Angelegenheit. Huth grinste und ließ seine ESP-Maske fallen, und dann saß der Hohe Lord Dram im Sessel, Oberster Krieger des Imperiums und Chef der Sicherheitsbehörden der Imperatorin Löwenstein XIV. Rechte Hand und Liebhaber der Eisernen Hexe in einer Person.

Jetzt, da er sich ein wenig entspannen konnte, kam ihm in den Sinn, daß er eigentlich vor Wut und Angst beinahe außer sich sein sollte.



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